Abreisebuch eines europäischen Zionisten

Zu den Dingen, die ich als älterer Herr dachte, dass ich sie niemals tun werde, gehört in jedem Fall das Bloggen.

Es ist ein Abreisebuch. Ich weiß zwar nicht, ob es so etwas gibt, doch wie bezeichnet man einen Text, den man dalassen will, wenn man selbst nicht mehr da ist? Abschiedsbrief finde ich pathetisch.

Wie im Titel angekündigt, bin ich ein Jude und ein Zionist. Das wird jetzt sicher viele Leute stören, doch das macht mir nicht so viel Kummer. Ich habe Deutschland verlassen und lebe im Ausland.

Ich möchte gerne ein paar Gedanken teilen, die mich bewegen und die vielleicht für Euch, liebe Leserinnen und Leser interessant sind. Ich möchte gerne darüber schreiben, dass wir Juden wahrscheinlich unserem letzten Jahrhundert in Europa entgegensehen. Immer mehr von uns, wie auch ich es getan habe, gehen. In diesen Texten möchte ich gerne davon erzählen.

Ich tue das anonymisiert, weil ich Leib und Leben schützen will, man mag das feige nennen, doch mir liegt an meiner Unversehrtheit. Die zu erwartenden Kommentare werden zum Einen ebenfalls anonymisiert abgegeben werden und zum Anderen absehbar so verfasst sein, dass sie neben der Anonymität der Verfassenden auch meine Anonymität rechtfertigen werden.

Ich möchte hier schreiben über die Antisemiten der arabischen Welt und deren Apologeten in den westlichen Gesellschaften. Ich möchte schreiben von jenen, denen das ganz zu Pass kommt, weil sie ihren eigenen Antisemitismus hinter einer hochmoralischen Fassade der Menschenfreundlichkeit und Empathie verbergen. Ich möchte davon schreiben, in welch hohem Maße verkommen und leer die Phrasendrescherei jener ist, die sich mittlerweile grundsätzlich auf der richtigen Seite der Geschichte wähnen. Ich möchte davon schreiben, welchen verheerenden Schaden Berichterstattungen von z.B. BBC, Sky News oder auch der Süddeutschen Zeitung anrichten, die in kürzester Zeit unter Beweis gestellt haben, dass sie nicht vermögen, das jüdische Volk auch nur für ein paar Stunden soweit zu respektieren, dass dieses sich sammeln kann und irgendwie in diesem Alptraum zum Luftholen kommen darf. Unbarmherzig fiel diese schreibende und berichtende Meute elitärer Antisemiten über das israelische Volk her, bemüht sobald als möglich das Narrativ in die von ihr gewünschte Richtung zu zu lenken.

Ich möchte schreiben vom kalten Zynismus der scheinbar hippen, progressiven Antisemiten wie Varoufakis, von der Dämlichkeit eines Precht. Und ich möchte davon schreiben, wie egal das alles so vielen Menschen in Europa geworden ist.

Und ich möchte von denen schreiben, die das jüdischen Volk belehren wollen und, ganz selbstverständlich nicht nur erwarten, dass die Menschen in Israel und die Juden weltweit begreifen, dass sie nicht nur das ihnen Angetane jetzt irgendwie verarbeiten müssen, sondern dass die Tatsache, dass sie Juden sind, nun einmal auch mit sich bringt, dass sie sich für die Katastrophe die Ihnen zugefügt wurde auch noch verspotten lassen müssen. 

Hass als Livestyle-Bekenntnis

Der unbändige Hass, der sich derzeit auf den Straßen dieser Welt Bahn bricht, hat schon erste modische Früchte hervorgebracht, die sich die junge Generation der Krieger für jedwede Form selbst definierter Gerechtigkeit mit Stolz an die Markenkleidung heften kann. Eine hippe Ikonografie ist unerlässlich, wenn man für das Gute ins Feld zieht. Sie eint und sie vermittelt Botschaften, die einfach sind. So einfach, dass sie Menschen zusammenführen kann, die ihre gesamte Bildung im Bezug auf das zu bekämpfende Übel von TikTok und Instagram bezogen haben. Irgendwann wird wahlweise Herr Varoufakis oder Frau Tlaib auf irgendeinen Balkon steigen, den Sticker von BLM Chicago in die Luft halten (Schwarzer Paraglider auf weißem Grund mit einschlägiger Flagge und dem Satz "Freedom for Palestine") und verkünden "In diesem Zeichen werdet Ihr siegen!"

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Kavod HaMet

Der 7.10.23 war ein Shabbat. Nicht nur das, es war der Tag, an dem wir den freudigsten Tag des jüdischen Kalenders begehen: Simchat Torah - das Fest der Torahfreude. 

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